An der neister Editioun vum Lëtzebuerger Land befaasst d’LSAP-Deputéiert Taina Bofferding sech an engem Zu Gast-Bäitrag mat den Auswierkunge vun der Digitaliséierung op d’Aarbechtswelt a mat der Diskussioun, déi an dësem Zesummenhang an hiren Ae muss gefouert ginn.
Digitalisierung : Angst vor der Zukunft ist keine Lösung!
Der Begriff „Digitalisierung“ geistert derzeit durch die Medien und die Wirtschaftswelt wie kaum ein anderer, und hinterlässt bei vielen mehr Fragen als Antworten. Die Digitalisierung ist aber keine Zukunftsmusik, wir befinden uns bereits mittendrin – in einer neuen industriellen Revolution. Deren Ausgang ist nur schwer einzuschätzen, gewiss ist aber, dass – um es einfach auszudrücken – alles was digitalisiert werden kann, auch digitalisiert und automatisiert werden wird.
Veränderungen in der Arbeitswelt sind demnach unausweichlich: Manche Jobs werden wegfallen, andere, neue Jobs werden entstehen. Wobei erstere womöglich in der Mehrheit sein werden. Aber auch die Arbeitsweise wird sich verändern, und deshalb darf die Diskussion um die Digitalisierung nicht nur auf die technologische Entwicklung begrenzt werden. Eine beschäftigungs- und sozialpolitische Begleitung ist notwendig.
Ein sicherer Job, eine gerechte Bezahlung und gute Zukunftsperspektiven sind seit jeher eine Herzensangelegenheit für uns Sozialisten. Die Digitalisierung der Arbeit muss genutzt werden, um Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Um sicherzustellen, dass die Technik dem Menschen dient und nicht umgekehrt, brauchen wir Regeln, wobei besonders das Mitbestimmungsrecht des Beschäftigten über seine Arbeitszeit gewahrt werden muss. Der Gefahr der Auflösung der Grenzen zwischen Arbeit und Privatem muss durch Regelung von Ansprüchen der “Nicht-Erreichbarkeit” entgegengewirkt werden. Höhere Anforderungen an die Qualifizierung der Beschäftigten erfordern ein Recht auf Weiterbildung. Auch die Rahmenbedingungen für Gesundheitsschutz und Wohlbefinden am Arbeitsplatz müssen dem Arbeitswandel angepasst werden.
Der Anstoß von LSAP-Präsident Claude Haagen und Wirtschaftsminister Etienne Schneider zur Arbeitszeitverkürzung war demnach sinnvoll. Anstatt dass dieses Thema sofort und diskussionslos regelrecht abgeschossen wird, sollten sich Politik und Sozialpartner an einen Tisch setzen, um der zwangsläufigen Infragestellung der starren Auslegung der Arbeitszeiten durch die arbeitssparende Digitalisierung vorzugreifen. Ansonsten wir die einmalige Chance verpassen werden, den Wandel mitzugestalten und gesellschaftlich fair auszurichten.
Denkanstöße zu diesem Thema gab jüngst das EU-Parlament, das sich mit den Folgen der künstlichen Intelligenz in der Arbeitswelt beschäftig hat. Die Sozialistin Mady Delvaux brachte diesbezüglich in einem entsprechenden Bericht eine Steuer auf Roboter ins Gespräch. Nicht nur der französische Präsidentschaftskandidat Benoît Hamon teilt diese Auffassung. Auch Bill Gates spricht sich für eine Robotersteuer aus, weil dadurch neue Einnahmen für neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, etwa im sozialem Bereich. Das EU-Parlament hat zwar Regeln für Roboter gefordert, sich allerdings deutlich gegen eine Robotersteuer ausgesprochen. Die mitte-rechts Koalition hat es aber abgelehnt, “die potenziellen negativen Effekte auf den Beschäftigungsbereich stärker zu thematisieren”.
Diesen wohl nicht folgenlosen Fehler dürfen wir auf nationaler Ebene nicht wiederholen. Bei der Diskussion um sozialpolitische Herausforderungen und Lösungsansätze, hält sich die Konservative allerdings auch hier im Land bedeckt und fordert stattdessen einen Zukunftstisch, obwohl die Regierung mit der Rifkin-Studie wohl die größte Zukunftsdebatte angestoßen hat, die es je in unserem Land gab. Anstatt einem politisch kalkülierten Schüren von Ängsten (z.B. im Zusammenhang mit dem hypothetischen Szenario eines 1,1-Millionen-Einwohner-Staates), brauchen wir gute, langfristige Lösungen. Der digitale Wandel ist nicht aufhaltbar, der Weg dieser Entwicklung aber sehr wohl gestaltbar!