Als Wohn- und Tourismuszentrum attraktiv bleiben – und dennoch den sozialen Herausforderungen gerecht werden

Vianden ist bekannt für seine kulturellen Denkmäler und touristischen Infrastrukturen, alle eingebettet in einer wunderbaren Naturlandschaft inmitten zweier Naturparks beidseitig der Our. Diese herausragenden Merkmale machen die Stadt für unsere Einwohner sehr lebenswert.

Durch die zum Teil sehr alte Bausubstanz und die geografisch dezentrale Lage sind die Gestehungspreise für Wohnraum zwar noch einigermaßen erschwinglich im Vergleich zum Rest des Landes. Allerdings bringt dies teilweise eine sozial eher schwache Bevölkerungsschicht zu uns, was unter anderem dazu führt, dass der 2017 erstmals eingeführte sozioökonomische Index, welcher auf Basis der RMG-Bezieher, des Medianlohns, der Arbeitslosenrate sowie dem Anteil der Alleinerziehenden in der örtlichen Bevölkerung berechnet wurde, der tiefste des ganzen Landes ist. Auch der aktuelle nationale Bildungsbericht spiegelt die schwache soziale Struktur eines großen Teiles der Viandener Bevölkerung entsprechend wider. Dies weist auf die diversen strukturellen Probleme hin, mit denen die Gemeindeverwaltung zu kämpfen hat. Diese soziale Schieflage gegenüber anderen Teilen des Landes muss die Gemeinde dringend auffangen. Die hierzu notwendigen Investitionen in Schul- und Sozialeinrichtungen belasten das Gemeindebudget in den kommenden Jahren schwer, dazu kommen seit Langem überfällige Investitionen in touristische und urbane Infrastrukturen. Auch der Unterhalt und der Betrieb der touristischen Einrichtungen stellt eine hohe finanzielle und verwaltungstechnische Herausforderung für die Stadt dar, welche andere Gemeinden nicht in diesem Maße kennen. Rechnen tun sich diese Investitionen für die Gemeinde nicht.

Die Ende 2016 vom Parlament verabschiedete Reform der Gemeindefinanzen, zu der unsere Partei maßgeblich beigetragen hat, hilft unserer Ortschaft natürlich weiter und mildert auch die finanziellen Engpässe, welche durch die sanitäre Krise entstehen, jedoch liegen die Probleme der Gemeinde durch die dünne Personaldecke der Administration vornehmlich bei der Umsetzung von Projekten in allen Bereichen. Hilfestellung muss sie sich teuer einkaufen, die Koordinierung und Begleitung dieser externen Unterstützung ist jedoch ein Kraftakt für unsere kleine Personalmannschaft und nur schwer parallel zum Tagesgeschäft zu bewältigen.

Für 2021 und die darauffolgenden Jahre stehen der Gemeinde große Investitionen in die bestehende Infrastruktur ins Haus, sodass verschiedene Projekte, welche für die Entwicklung der Stadt Vianden dringend notwendig sind, zurückgestellt werden müssen. Die budgetären Einbußen durch die sanitäre Krise machen die Lage nicht gerade einfacher. Bei dieser Betrachtung wurden die Kosten für die Sanierung des landesweit bekannten Schwimmbades noch nicht einmal berücksichtigt. Der mehrjährige Finanzierungsplan (PPF) zeigt, dass die Gemeinde sich in den nächsten Jahren stark verschulden muss, um die notwendigen Ausgaben zu stemmen. Allerdings lässt die finanzielle Lage der Gemeinde dies auch zu, da die Pro-Kopf-Verschuldung recht niedrig ist. Um als Wohn- und Touristenzentrum weiter attraktiv zu bleiben und dennoch den sozialen Herausforderungen gerecht zu werden, bedarf es in den kommenden Jahren großer finanzieller und administrativer Anstrengungen. Ohne Unterstützung durch die diversen staatlichen Instanzen sind diese kaum zu bewältigen. Jedoch sollte eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit unseren zuständigen Regierungsvertretern und deren Ministerien es ermöglichen, dass Vianden auch in Zukunft eine interessante Stadt zum Leben und Verweilen bleibt.

 Claude Tonino, Bürgermeister der Stadt Vianden

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