„Frauenstreik – leider unabdingbar” – Den Dan Biancalana ass “Zu Gast” am “Land”

„Frauenstreik“ – leider unabdingbar

Dan Biancalana*

 

Für den morgigen Samstag, also einen Tag vor dem Weltfrauentag, ruft die Plattform JIF zu einem „Frauenstreik“ auf. Frauen, die an diesem Tag keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, sollen jede Betreuungs- und Haushaltsarbeit (wie z.B. putzen, waschen, kochen, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, …) niederlegen. Erwerbstätige Frauen indes sind dazu aufgerufen sich durch das Tragen von lila Kleidungsstücken (der Symbolfarbe der Initiative) und z.B. durch verlängerte Pausen oder ein verringertes Arbeitstempo solidarisch mit dem symbolischen Streik zu zeigen. Zu den Hauptforderungen der Frauenstreikbewegung gehören eine faire Verteilung dieser sogenannten „Care“-Arbeiten, eine größere Anerkennung und Wertschätzung dieser Tätigkeiten sowie eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheits- und Pflegebereich, im Reinigungssektor und in der Kinderbetreuung – allesamt Berufe, in denen eine große Mehrheit der Stellen von Frauen besetzt sind. In allen Bereichen muss dabei, auch im Sinne der finanziellen Unabhängigkeit der Frauen, der Leitsatz gelten: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!

Selbstredend unterstützen wir als LSAP den Frauenstreik und die damit verbundenen Forderungen zu 100 Prozent. Schließlich haben die Sozialisten im Laufe ihrer Geschichte wesentlich zur Stärkung der Frauenrechte und Gleichberechtigung beitragen. Mit der Einführung des Frauenwahlrechts, der sexuellen Befreiung durch legale Verhütungsmittel, der Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, der Einführung einer Quotenregelung zur Verbesserung der Partizipation sowohl in der Politik als auch in den Verwaltungsräten von Betrieben, in denen der Staat über eine Anteilsmehrheit verfügt und mit gesetzlichen Bestimmungen zur Durchsetzung von Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern konnten wichtige gesellschaftspolitische Fortschritte erzielt werden. Trotz dieser Errungenschaften bleibt – leider – noch vieles zu tun: auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Deshalb haben symbolträchtige Aktionen wie der „Frauenstreik“ oder der internationale Frauentag auch im Jahr 2020 nichts an Bedeutung und Wichtigkeit verloren.

Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen sollte in allen Lebensdomänen thematisiert werden. Denn Gleichstellungspolitik ist transversal und erfasst alle Gesellschafts- und Politikbereiche. Ziel muss es auch sein, Geschlechterstereotypen und -rollen zu überwinden, damit sich Jungen und Mädchen, Frauen und Männer gleichberechtigt, uneingeschränkt und ihren Fähigkeiten und Talenten gemäß entwickeln können. Ein ganzheitlicher Ansatz ist demnach unabdingbar. Der nationale Aktionsplan für die Gleichstellung von Frauen und Männern geht genau in diese Richtung nachdem die ehemalige LSAP-Gleichstellungsministerin Lydia Mutsch diesen erstmals transversal ausrichtete und nun von ihrer sozialistischen Nachfolgerin Taina Bofferding nach einer breiten Konsultation sowohl der Sozialpartner als auch der Bürger neu aufgestellt wird. Wichtig ist in unseren Augen, dass hierbei auch die Gemeinden eingebunden werden, sind es doch diese, die mit ihren Gleichstellungsdiensten am nähesten am Bürger sind.

Gleichberechtigung bedeutet aber auch respektvolles Verhalten gegenüber dem anderen Geschlecht. Die LSAP setzt sich dafür ein, dass geschlechtsspezifische Gewalt (sexuelle Belästigung und körperliche Übergriffe im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder im eigenen Zuhause) thematisiert und konsequent bekämpft und bestraft wird.

Das Motto des „Frauenstreiks“ gilt demnach auch uneingeschränkt für die LSAP: „Who cares? We care!“

*Dan Biancalana ist Gleichstellungssprecher der LSAP-Fraktion

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